Ankunft in Peking (21.4.2017, Freitag)

Bei mildem Wetter, Peking liegt ungefähr auf der Höhe von Madrid, kommen wir an. Der Flughafen stammt noch aus der früheren Zeit, als die Gebäude schlicht und zweckmäßig im Stile des Sozialismus/Kommunismus gebaut wurden. Aber alles ist zugleich rundlicher, feiner als in Europa. So ist die Hallenkonstruktion mit weißen Brettern fein ver- schönert. Der neue Flughafen ist schon in Bau und soll in 4 Jahren fertig sein. Er wird einer der größten der Welt werden, sechs Landebahnen haben, die zu einem großen Sechsstern angeordnet sind.

Überall wird gebaut. Wir sind auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Quartier. Peking ist 13x größer als New York. Wir fahren und fahren, es wechseln sich Siedlungen mit Hochhäuserkomplexen in sozialistischer Bauweise ab. Fast den gesamten Weg wird an der 4-8 spurigen Straße gepflanzt. Immer wieder gibt es ganze Bereiche, in denen tau- sende von kleinen Bäumen gepflanzt sind. Der Wille zur Gestaltung, zur Verschönerung, aber auch zur Verbesserung des Stadtklimas ist nicht zu übersehen. Im Flugzeug konnte man Windräderanlagen sehen. Die Luft ist – bis jetzt – erstaunlich gut. Der Himmel frei. Unsere Stimmung erwartungsvoll freudig.

Wir kommen im Künstlerviertel an, das über 5.000 Künstler beherbergt. Unsere Gastge- berin empfängt uns mit Tee, Erdbeeren und Keksen mit Pflaumenfüllung. Im Hinter- grund tönt eine traditionelle alte Musik, in der wenige Töne erklingen, lange Pausen, dann wieder einzelne Töne. Später sagt sie, dass dies eine uralte chinesische Tradition sei, die es noch selten gibt.

Während des ersten Teetrinkens sitzt Yaping, unsere Gastgeberin, auf dem Boden. Immer wieder schaut ein Mensch vorbei. So ein Künstler, der von 2001-2004 in Kassel Kunst studierte und deutsch kann. Yaping spricht einige Worte englisch, langsam nähern wir uns an. Bewusst haben wir uns entschieden, nicht in den nach europäischer Standards eingerichteten Hotels im Zentrum von Peking für 70-80€/pro Nacht und Person unterzukommen. Wir tauchen also in die Künstlerwelt, die hier um das MoCA-Museum herum ist, ein.

Später kaufen wir ein, dazu fahren wir in eines der Geschäfte, die europäische Waren führen. Aus allen Ländern Europas gibt es etwas: Käse und Säfte aus Griechenland, der Schweiz und Österreich, Oliven aus Spanien, Säfte aus Deutschland, sowie Tempotaschentücher, Ziegenkäse aus Frankreich, Butter aus Schottland und Dänemark usw. Vereinzelt laufen immer wieder Europäer herum. Fahrräder und Mopeds gibt es deutlich weniger, fast nicht mehr. China hat einige Automarken, und zusammen mit VW, Audi, BMW, Toyota, Hyundai füllen sich die Straßen mit gutaussehenden Autos, die auf den asiatischen Geschmack zugeschnitten sind. So baut VW die Karossen anders als in Europa, die Formen sind weicher, anders proportioniert.

Am Abend sprechen wir über Religion. Yaping eröffnet dieses Gespräch mit einer Frage, wie wir zur Religion stehen. Selbst beschreibt sie das, was für sie wichtig ist, als einer Synthese von Taoismus und Buddhismus: Sie wirkt froh, natürlich und gefestigt, vor allem: glücklich. Dies ist der Haupteindruck, den ich bei vielen Chinesen gesehen habe: Es geht ihnen gut und sie freuen sich über das Leben, ja sie strahlen Glück aus den Augen, den Bewegungen und der Stimme aus.

 

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